Haus der Bürgerschaft

Architekt: Luckhardt, Wassili - Berlin -

Gebäudetyp: Parlamentsgebäude   | Stadtteil: Mitte  | Baujahr: 1963-66  |
Straße: Am Markt 20  

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Plenarsaal

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Denkmalpflege

vorhandene Unterlagen

Pläne (Wettbewerb Müller-Menckens) | Literatur -> Das Haus der Bürgerschaft (Band 6 der b.zb Schriftenreihe) und weitere |

Mit dem 1966 fertiggestellten Haus verbindet sich eine über Jahre erbittert geführte Auseinandersetzung. Es ging um die Frage, ob zwischen Rathaus, Dom und Schütting ein modernes Bauwerk statthaft sei.
_In diesem Prozess stellte sich der preisgekrönte Wettbewerbsentwurf von Wassili Luckhardt immer wieder als der tragfähigste heraus. Mit einigen formalen Kompromissen ist er seinen Gegnern schließlich entgegengekommen.
_Heute gilt das Haus als eines der interessantesten neueren Parlamentsgebäude. Der Baukörper ist in zwei Teile untergliedert, zwischen denen, wie ein Gelenk, das Haupttreppenhaus liegt. Über große Glasfronten wird eine optische Beziehung zur Umgebung, vor allem zum Markt und Domshof, aufgebaut.
_Der Plenarsaal hat die Form eines gestauchten Sechsecks und ist als Raum im Raum ausgebildet. Von einer Empore aus kann das Publikum das parlamentarische Geschehen optimal verfolgen und zugleich den Blick auf die Stadt genießen.
Das Gebäude war von vornherein zu klein dimensioniert. Ein von Luckhardt geplanter Verwaltungsflügel an Stelle des Börsenhofs A wurde so nicht verwirklicht – fast vierzig Jahre später aber durch Umnutzung und Aufstockung dieses Nachbargebäudes doch noch umgesetzt. Noch länger musste man auf die Gestaltung der Innenhofs warten.

O-Töne

Seit dem Jahre 1959 bemühen wir uns darum, den historischen Bremer Marktplatz vor der Verunstaltung durch ein übergroßes Gebäude, das Haus der Bürgerschaft wie es Herr Präsident Hagedorn plant, zu bewahren. In der letzten Phase des von den Ratgebern des Präsidenten angerichteten Wirrwarrs wurden wiederum – gegen jede Vernunft – drei ultramoderne Architekten (Luckhardt, Ruf und Schwarz) aufgefordert, Entwürfe einzureichen. Diese Männer mögen Pioniere auf ihrem Gebiet sein, auf dem mittelalterlichen kleinen Marktplatz einer Stadt mit damals 18000 Einwohnern, vollends neben dem Bremer Rathaus, sind ihre Ideen zwangsläufig zum Scheitern verurteilt. Die Entwürfe zeigen es.
(Gesellschaft Lüder von Bentheim in: Dreizehn Fragen an den Präsidenten der Bremischen Bürgerschaft, Anzeige in den Tageszeitungen am 9. 9. 1961)

Die Haltung der Gesellschaft Lüder von Bentheim in dem Streit um die Bebauung des Marktplatzes hat mir deutlich gemacht, daß mein Beitritt zu dieser Gesellschaft aufgrund eines Missverständnisses erfolgt ist. Ich bitte Sie deshalb, zu veranlassen, daß mein Name von der Mitgliederliste gestrichen wird.
_Da die Gesellschaft sich nach Lüder von Bentheim nennt, musste ich annehmen, sie werde im Geiste dieses großen Baumeisters wirken. Lüder von Bentheim hat die berühmte Rathausfassade, bei aller Ehrfurcht vor dem Vorhandenen, nicht rückwärtsgewandt aus dem Geist der Gotik, sondern aus dem Geist seiner Zeit, der Renaissance, geschaffen. Aber die Gesellschaft Lüder von Bentheim verleugnet ihre Zeit.
(Manfred Hausmann, Schriftsteller, 1961)