Von den seit 1950 in verschiedenen Bauetappen entstandenen Teilbereichen der Rundfunkanstalt stellt der Sendesaal zweifellos die herausragendste bauliche Leistung dar. Seine Besonderheit resultiert nicht so sehr aus einer betont gestalterischen Ambition des Architekten, sondern vor allem aus der Tatsache, dass die äußere wie die innere Gestalt des Bauwerks allein aus der Optimierung akustischer Anforderungen entstanden ist: Form follows Function, die beliebte Formel der architektonischen Moderne ist hier in Reinkultur umgesetzt worden.
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In diesem Zusammenhang ist Walter Kuhl, Mitarbeiter des Rundfunktechnischen Instituts in Nürnberg, zu erwähnen. Er entwickelte in einem neuen Verfahren die akustisch optimierte Gestalt und Konstruktion des Saales. Die Konstruktion beruht auf dem Prinzip von zwei getrennten Hüllen. Die Umhüllung des Innenraums aus Schall und Hall absorbierenden Materialien ist klar getrennt von der tragenden Konstruktion des Gebäudes bzw. seiner Klimahülle. Die Verbindung zwischen beiden Hüllen wird über Stahlfedern geleistet: 270 für die Wände, 285 für die Decke und 110 für den Fußboden. Auch die Form des Raumes, die parallele Flächen vermeidet, trägt zur Qualität der Akustik bei.
_Im Laufe der Jahrzehnte hat der Sendesaal bei zahlreichen renommierten Musikern einen überragenden Ruf erworben. Der Saal sei in seiner akustischen Qualität nicht nur für den Hörgenuss des Publikums konzipiert, heißt es in einem Gutachten, sondern biete auch den Aufführenden eine optimale Qualität. Durch den Umzug des Senders ins Stephaniviertel 2007 muss für den Saal eine neue tragfähige Konzeption gefunden werden, anderenfalls droht ihm der Abriss.
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Neben Hans Storm beteiligten sich die Architekten Herbert Anker und Rolf Störmer am Bau der Sendeanstalt, die sich zwischen 1950 und 1953 auf dem Torso eines unvollendeten Lazarettgebäudes aus dem Jahr 1939 etablierte. In dem 260 Meter langen Baukomplex war nicht nur der Sender untergebracht. Vor allem im westlichen Teil der Anlage entstanden mit Mitteln des sozialen Wohnungsbaus 119 Wohnungen, in die nicht selten Betriebsangehörige von Radio Bremen zogen.