Neue Vahr

Siehe auch: Aalto Hochhaus

Arbeitsgemeinschaft: Neue Vahr Arbeitsgemeinschaft

Ernst May / Hans Bernhard Reichow / Max Säume / Günther Hafemann / Alvar Aalto

| Stadtteil: Vahr  | Baujahr: 1956-1962  | Bauherr: GEWOBA  

Markt an der Berliner Freiheit. Im Hintergrund das Aalto-Hochhaus.Reihenhäuser und Garagen am Rande des neuen Stadtteils.Foto des ObjektesFoto des ObjektesDas „Schlangenhaus“ von Max Säume und Günther Hafemann an der Kurt-Schumacher-Allee.Berliner Freiheit in Richtung Kurt-Schumacher-Allee.Das Zentrum des neuen Stadtteils mit Berliner Freiheit und Aalto-Hochhaus.Foto des Objektes
Zeichnung des ObjektesZeichnung des Objektes
Zeichnung des Objektes

Grundriss eines Laubenganghauses

vorhandene Unterlagen

Literatur -> Modell Neue Vahr: Katalog zur Ausstellung
+ Syring, Eberhard; Bremen und seine Bauten: 1950–1979, Bremen 2014: Carl Schünemann Verlag.|

Mit ihren 10.000 Wohneinheiten war die Neue Vahr die seinerzeit größte und bekannteste Siedlung in Deutschland. Das Renommierprojekt der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft m. b. H. (GEWOBA) trug entscheidend zum Ruf Bremens als „Stadt des sozialen Wohnungsbaus“ bei. Als administrative und ökonomische Voraussetzung für das Mammutvorhaben gilt das 1956 verabschiedete „Gesetz zur Behebung der Wohnungsnot im Lande Bremen“, das für die nächsten vier Jahre eine Jahresproduktion von 10.000 öffentlich geförderten Wohnungen vorsah.
_Der städtebauliche Entwurf der Siedlung war eine Synthese aus einem internen Wettbewerb der Architekten Ernst May, Bernhard Reichow und dem Bremer Team Säume und Hafemann. Die meisten Bauten wurden von den Bremer Architekten realisiert, deren Vorentwurf dem später Gebauten auch am nächsten kam.
_Die Neue Vahr wurde in fünf „Nachbarschaften“ untergliedert. Diese Größenordnung entsprach der Einwohnerzahl, die für den Bau einer Grundschule notwendig war. Darüber hinaus zeichnete sich die Siedlung durch geringere Bebauungsdichte, Funktionstrennung (vor allem von Wohnen und Arbeiten), Hierarchisierung und Verästelung der Verkehrsführung, Ausrichtung der Wohngebäude nach Besonnung und eine parkartige Anlage der öffentlichen Räume aus. Dies alles entsprach dem städtebaulichen Leitbild einer „Stadtlandschaft“ bzw. einer „gegliederten und aufgelockerten Stadt“.
_Das Wohnangebot reichte – nach Größe und Typus gemischt – vom Einfamilienreihenhaus bis zum Apartment. Fünf 14-geschossige Hochhäuser sollten als Landmarken die einzelnen Nachbarschaften markieren. In ihrer Nähe lagen quartiersbezogene Ladengruppen, während die Schulen, Kindergärten und Kirchen den Grünräumen zugeordnet wurden. Das Zentrum des neuen Stadtteils bildete ein Einkaufszentrum (Berliner Freiheit) mit einem herausgehobenen Gebäude als optischen Akzent: Ein Wohnhochhaus mit 22 Geschossen und 60 Metern Höhe, entworfen von dem bekannten finnischen Architekten Alvar Aalto. Ein architektonischer Höhepunkt, der dem neuen Stadtteil zusätzlich Renommee einbrachte.
_Zur Ironie des Schicksals dieser ambitionierten Siedlung gehört die Tatsache, dass das ihr zugrunde liegende städtebauliche Leitbild der gegliederten und aufgelockerten Stadt bereits während des Baus an Aktualität verloren hatte. Man war im Laufe der sechziger Jahre von einer locker gefügten und in die Landschaft integrierten Bauweise abgekommen und favorisierte verdichtete Formen, durch die man hoffte „Urbanität“ erzeugen zu können.