Früher ein lebendiges, durch Mischnutzung geprägtes Quartier, machte der im Krieg weitgehend zerstörte Teerhof in den Jahrzehnten danach vor allem als städtebaulicher Zankapfel von sich reden. Zunächst war er als Standort bedeutsamer öffentlicher Bauten (Haus der Bürgerschaft, Focke-Museum), später als Standort für eine Großwohnanlage im Gespräch. Erst 1977 wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben. Vorgaben: überwiegend Wohnnutzung und „Vielgestaltigkeit der baulichen Einzelformen“.
_Gebaut wurde aber erst mehr als zehn Jahre später – ohne entscheidende Berücksichtigung der Wettbewerbsergebnisse. Lediglich die Grundanordnung der Bauten um einen langgestreckten angerähnlichen Platz wurde vom zweiten Preisträger übernommen.
_Die neun von verschiedenen Bremer Architekturbüros entworfenen vier- bis sechsstöckigen Zeilen enthalten 220 hochwertige Wohnungen. Während an der Neustadtseite Zweifamilien-Reihenhäuser als Doppelmaisonetten überwiegen, befinden sich in den sechsstöckigen Bauten an der Weserseite Geschosswohnungen. Hier ist in der Erdgeschosszone auch Laden- oder Büronutzung vorgesehen.
_Das gebaute Ergebnis stieß nicht auf ungeteilte Zustimmung (Hauptkritik: mangelnde Urbanität, düsteres Erscheinungsbild). Als fußläufige Verbindung zwischen Altstadt und Neustadt ist der neugestaltete Teerhof aber allseits beliebt.
O-Ton:
Die zahlreichen Mahnungen, der Arbeit und vor allem der Kultur mehr Raum zu gewähren, erscheinen berechtigt. Die gemischte Struktur der früheren Zeit hat den Teerhof lebendig gemacht. Die zahlreichen kulturellen Veranstaltungen nach dem Krieg in bescheidenem Rahmen haben ihn zumindest vor dem völligen Vergessen bewahrt. Es ist nicht einzusehen, daß die Stadtgemeinde von ihrem Kulturvorbehalt für die Zeilen 8 und 9 offensichtlich keinen rechten Gebrauch gemacht hat.
(Anke Großmann, Mitautorin eines Buchs über den Teerhof, 1995)
Über die Teerhof-Bebauung wird ja immer noch geschimpft. Ein Kollege aus Basel sagte mir einmal: „Pass auf, in 20 Jahren wird das unter Denkmalschutz gestellt.“
(Interview des Weser-Kurier mit Detlef Kniemeyer, Leiter des Stadtplanungsamtes, 19. 1. 2002)
Teerhof-Lücke - Der Wettbewerb ist entschieden
Vor gut zehn Jahren wurde auf dem Teerhof nach einem jahrzehntelangen planerischen Vorspiel die größte innerstädtische Brachfläche bebaut. Doch nicht ganz. Zwischen den Wohnhäusern im Westen und den Bürobauten im Osten bleib eine Lücke. Hier war zunächst an eine kulturelle Nutzung gedacht. Nun steht die Schließung dieser letzten Lücke der südlichen Weserfront bevor.
Ein Bürokomplex und eine Wohnzeile sollen 2008 fertigestellt sein
märz_2006