Fährquartier in Vegesack

Arbeitsgemeinschaft: Fährquartier Vegesack

Werner Glade / Josepha Groll / Eberhard Haering / Gerhard Müller-Menckens / Werner Pahlke / Hans Röttger / Kurt Schmidt / Gert Schulze / Rolf Schumacher

| Stadtteil: Vegesack  | Baujahr: 1980 - 85  | Bauherr: Bremische Gesellschaft für Stadterneuerung, Stadtentwicklung und Wohnungsbau mbH  

Zeichnung des ObjektesZeichnung des ObjektesZeichnung des ObjektesZeichnung des Objektes
Zeichnung des Objektes

Grundriss 3

vorhandene Unterlagen

Literatur -> Neues Wohnen in alten Städten, Band 1+2

Dem 1985 eingeweihten „Fährquartier“ ging eine fast zwanzigjährige bewegte Planungsgeschichte voraus. Um die Zufahrt zur Weserfähre modernen Verkehrsverhältnissen anzupassen, war hier zunächst der „Fährdurchbruch“ geplant: eine fünfspurige Zufahrt, flankiert von einer 12-geschossigen „verdichteten“ Bebauung, ähnlich der benachbarten Großwohnanlage „Grohner Düne“. Diese Aussicht weckte jedoch bald einen vielstimmigen Protest, der sich gegen die fortschreitende Vernichtung des gewohnten kleinstädtischen Stadtbilds richtete. Gleichwohl wurde mit dem Abriss eines Großteils der alten Bausubstanz eine Politik der vollendeten Tatsachen praktiziert. Erst infolge eines sich im Laufe der Siebzigerjahre abzeichnenden städtebaulichen Paradigmenwechsels, der sich unter anderem mit einer Abkehr von technokratischen Großbauanlagen und einer neuen Sympathie für „gewachsene“ Stadtstrukturen verband, konnte das Bebauungskonzept radikal geändert werden. Unter der Federführung der „Bremischen“ entstand schließlich ein neues Quartier, das sich in Maßstab und Raumbildung dem Ortsbild anpasst, ohne historisierend zu wirken.

O-Ton

Heftig gerungen wurde um die Grundsätze der Gestaltung: Sollte die bis nach 1800 vorherrschende Bauweise mit roten Ziegeln aufgenommen werden, von der Storck 1822 schreibt: „Der sich immer vergrößernde Flecken ist in holländisch-englischem Geschmack gebaut, die neuen Häuser ganz von Backsteinen, die älteren zum Teil ganz von Fachwerk.“ Oder sollte das Fährquartier im klassizistisch-romantischen Stil der vorwiegend 1830-1860 entstandenen geputzten und weißgestrichenen Häuser, wie an der Weserstraße, entstehen? Dem Rotstein wurde der Vorzug gegeben. Der untere Stadtteil sollte als Ganzes wirken. Speicher und Wohnhäuser von 1800 sollten nicht als Überreste einer längst vergangenen Zeit erscheinen.
(Wendelin Seebacher 1990 in dem Buch „Vegesack“)