Für die neue Jugendherberge, die auch als zentrales städtisches Jugendheim dienen sollte, hatte man in den 1950er Jahren einen bevorzugt gelegenen innerstädtischen Standort mit Weserblick ausgesucht. Die architektonische Gliederung bestach durch die klare Betonung der Hauptfunktionen: Eine sechs Geschosse hoch aufragende vertikale Scheibe – das Bettenhaus – bildete das Rückgrat der Anlage. Zur Weserseite hin schloss ein zweigeschossiger, horizontal ausgerichteter Vorbau mit den Gemeinschaftsräumen im ersten Obergeschoss an. Dieser Bauteil sprang gegenüber dem Bettenhaus an einer Seite einige Meter zurück. Dadurch entstand ein kleiner Vorplatz, an dem der Haupteingang lag. Das flache Dach des Vorbaus diente als große Sonnenterrasse. Sie erhielt mit einem nierentischförmigen Wetterschutzdach einen besonders zeittypischen Akzent.
_2005 wurde die Jugendherberge erweitert und gewandelten Kundenbedürfnissen entsprechend mit einem hotelähnlichen Service umfassend umgebaut. Über dem flachen Vorbau erfolgte eine Aufstockung durch einen neuen turmartigen Bettenhaustrakt, der mit einer in verschiedenen Gelbtönen gehaltenen Glasfassade einen bewussten Kontrast zu Ziegelarchitektur des Altbaus setzt. Die Architektur des Neubaus korrespondiert somit auf zeitgemäße Weise mit der Architektur des Altbaus, auch wenn dieser einige seiner schönsten Fünfziger-Jahre-Details eingebüßt hat. Der markante neue Baukörper hat zudem die städtebauliche Funktion, als Landmarke am Weserufer einen Beitrag zur Aufwertung der westlichen Innenstadt zu leisten.
O-Ton:
„Die Erweiterung der Jugendherberge folgt insgesamt nicht einem ästhetischen Ideal des ‘harmonischen, organischen Ganzen’, sondern setzt Alt und Neu bewusst in ein Verhältnis von Resonanz und Reibung zueinander. Diesem auf Modulationen und leichten Disharmonien beruhenden Konzept folgt auch die Farbgebung der Erweiterungsbauten. Das Aubergine des Flachbaus lehnt sich an den rot-braunen Ziegelton der Altbaufassaden an, ist aber hochglänzend, nicht matt und porös wie die Ziegel. Der dunkle Ton bringt kontrastierend die hellen Gelbtöne des neuen Bettenhauses zum Leuchten. Die Modulation der Zitronen-, Orange-, Gelb und Beigetöne enthält ebenfalls leichte Disharmonien, die erfrischend wirken. Sowohl das dunkle Aubergine, als auch die Gelbtöne lassen das Gebäude, je nach Lichtstimmung und Blickrichtung, anders wirken; immer aber leuchtet es weithin als Signal, wie die gelb markierten Schifffahrtszeichen in der Weser.“ Aus einem Erläuterungstext der Architekten