BIBA (Bremer Institut für Betriebstechnik und angewandte Arbeitswissenschaft)

Architekt: Ungers, Oswald Mathias

Gebäudetyp: Forschungsinstitut   | Stadtteil: Horn-Lehe  | Baujahr: 1992  |
Straße: Hochschulring/Am Biologischen Garten  

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Zeichnung des Objektes

Ansicht

vorhandene Unterlagen

Literatur -> Ungers Bremer Bauten (b.zb Schriftenreihe Band 1)| und weitere Bücher

Obwohl er in seinen Bauten bewusst auf jeden individuellen Gestus verzichtet, ist es Oswald Mathias Ungers wie wohl kaum einem anderen Architekten der Gegenwart gelungen, unverwechselbare Werke zu schaffen. Auf dem klassischen System von Regeln und Proportionen fußend, aber mit zeitgenössischen Mitteln durchgeführt, entstehen Bauwerke, deren Struktur und Erscheinung von geometrischen Grundformen bestimmt sind. _Auch das Gebäude des Bremer Instituts für Betriebstechnik und angewandte Arbeitswissenschaft (BIBA) ist ein „typischer Ungers“. Es besteht aus einem zweigeschossigen Baublock auf quadratischem Grundriss und aus einem das Zentrum des Blocks umschreibenden Zylinder, der als hohe verglaste Werkhalle markant sichtbar wird. Zur Zeit ist nur die erste Baustufe fertiggestellt, die aus der vorderen, der Universität zugewandten Hälfte besteht. Die hintere Hälfte wird später spiegelsymmetrisch angefügt. _Im U-förmigen Mantelbau liegen die Büros, im halbzylindrischen Kern befindet sich die große Halle für die praktischen Versuche und in den Bereichen zwischen beiden Figuren Werkstätten und Nebenräume.

O-Ton

Oswald Mathias Ungers, 1994

Die Form entsteht nicht durch Zufall, sondern ist das Ergebnis aufgeklärter Vernunft, das auch mit dem Ergebnis angewandter Proportionsverhältnisse gleichgesetzt werden kann. Demnach ist Architektur Ordnung heterogener Voraussetzungen durch das Mittel der Ratio. In diesem Prozess wird Materie der Form untergeordnet. Argumente hinsichtlich Materialgerechtigkeit und Funktionalität sind so gesehen irrelevant. Zumindest die klassische Architekturauffassung versteht sich als eine Wissenschaft, die das Absolute erreichen will und auf der platonischen Vorstellung vom Wahren, Guten und Schönen basiert. Deshalb zeigen die klassischen Bauten auch keine Materialität, denn nur die Form an sich, die Proportionsverhältnisse, die Klarheit der Geometrie waren wichtig. Mit der strengen Formgebung wurde ein Grad höchster Vollendung und Einfachheit angestrebt.
_Übersetzt in die heutige Architektursprache bedeutet dies die Kunst des Weglassens und der Reduktion. Die geometrischen Grundformen, wie Kreis, Quadrat, Ellipse, Kegel und Kubus, lieferten das formale Repertoire zur Verwandlung von der natürlichen Realität in geistige Sinnbilder. Die ideale Gestalt, die perfekte Form stehen im Mittelpunkt des Bestrebens und werden genutzt, um die Ordnung der Welt darzustellen.